Ich war in Island im Sommer und ich war in Island im Winter und als ich in Island im Winter war, war es wie in einem völlig anderem Land zu sein. Allein schon deshalb sollte man zweimal hin. Da wäre aber noch ein wichtiger Grund: Im Winter gibt es in Island den Sonnenaufgang für Faule. Ihr könnt in aller Ruhe bis kurz vor elf schlafen, denn dann geht die Sonne erst auf. Und kurz vor drei schon wieder unter. Und wer denkt, Island wäre im Winter ungemütlich, dunkel und grau, wird überrascht sein, wie viele Farben sich um diese Jahreszeit doch noch durchboxen. Nur mit einer Farbe solltet Ihr vorsichtig sein: mit der der Polarlichter. Die Japaner glauben nämlich, dass sie ganz viele Babys bringt. Hier daher meine jugendfreien Tipps für Island im Winter:
1. DER SCHWARZE STRAND VON VÍK




Dass der Strand von Vík (im südlichsten Dorf Islands) eigentlich ein schwarzer Lavastrand ist, verraten im Winter nur die Reynisdrangar-Felsen (Bild unten) mitten im Meer. Und manchmal auch die kleine Lücke zwischen dem weißen Meer und dem weißen Schnee (Bild oben).
Über zu wenig Platz brauchen sich die Isländer nicht zu beschweren. Auch nicht in der Nase…
2. WASSERFÄLLE
Auf Reisen im Golden Circle, der beliebtesten Route im Süden Islands, werden meistens drei Wasserfälle angefahren: Skógarfoss (erstes Bild), Gullfoss (zweites Bild) und Seljalandsfoss (Bild unten). Obwohl der Gullfoss als der mächtigere und der Skógarfoss als der schönere gilt, war der Seljalandsfoss schon immer mein Liebling! Man kann nämlich dahinter laufen und nach einem Wikinger-Schatz suchen. Dass die Treppen etwas vereist waren, hat mich auch nicht weiter davon abgehalten.
3. ESSEN
Das erste Gericht werden alle vermutlich noch ganz appetitlich finden: traditioneller isländischer Hummer (fällt immer kleiner aus) im berühmten Fjorubordid-Restaurant. Danach kommt chronologisch: geräucherter Papageientaucher im Hotel Rangá, Pferdefleisch-Carpaccio mit Parmesan im Cava-Restaurant und Gammelhai aus einem isländischen Supermarkt.

4. GEYSIRE
Große Pläne brauchen große Autos. Und was in Deutschland eher protzig aussieht, macht in Island tatsächlich Sinn. So wie auf unserer Fahrt ins Geysir-Tal Haukadalur. Bei Minusgraden sind die Dampfwolken noch gewaltiger. So schießt z.B. der Strokkur (Bild unten) ca. alle zehn Minuten eine bis zu 35 Meter hohe Säule in die Luft (rechts im Foto sind zwei Menschen als Größenvergleich). Während das Wasser bis zu 90 Grad werden kann (nicht anfassen!), hängen an der Absprerrung dicke Eiszapfen.

5. HOT POTS
Island ist voll mit heißen Thermalquellen und das haben wir vulkanischen Aktivitäten zu verdanken. Daher sind Hot Pots ein wichtiger Bestandteil der isländischen Bade- und Abhängekultur. Der wohl berühmteste und kommerziellste Hotpot ist die Blaue Lagune mit ihrem milchig-blauen Wasser (ca. 35 Euro Eintritt, zumindest sind die Schönheitsmasken umsonst) in der Nähe vom Flughafen. Aber auch in allen städtischen Bädern (ca. 5 Euro Eintritt, Bilder unten) gibt es diese Natur-Jacuzzis.
Anja und ich haben in das städtische Bad ein paar Beauty-Essentials mitgeschleppt…
Die andere Möglichkeit, einen Hot Pot auszuprobieren, wäre ein Hotel mit Hot Pots zu buchen. Zum Beispiel hat das Rangá Hotel seine Wannen draußen im Schnee und ohne direkten Zugang. Da muss man sich vorher schon sehr viel Mut antrinken – mit den vielen isländischen Biersorten geht es ganz gut (ich weiß, ich erzähle immer vom Trinken, aber ich trinke auch einfach so viel).
Nach bereits zwei Flaschen haben Julia und ich beschlossen, uns ein paar Tipps vom Bären in der Lobby einzuholen – der ist ja schließlich schon länger da.
Danach war uns die Lösung ganz klar: Wir überwinden den Weg zum Hot Pot, indem wir einfach unsere Havaianas anziehen. Warum ist uns das nicht gleich eingefallen?
Wie es im Hot Pot weiterging, brauche ich ja an dieser Stelle nicht mehr zu sagen. Nur kurz was zum Bild unten: Liebe Mama, ich habe in Island immer meine Mütze getragen, so wie du es mir aufgetragen hast! Es waren übrigens -17 Grad, falls sich das jetzt jemand gefragt hat…
6. GLETSCHERWANDERUNG

Zur blauen Stunde mit Spikes und Eispickel ausgestattet auf dem Sólheimajökull-Gletscher zu wandern macht Euch einfach nur… blau. Leider wird dieser Gletscher wegen des Klimawandels laut Prognosen in 100 Jahren komplett geschmolzen sein. Daher: Fahrt weniger Auto, fahrt mehr Skateboard!


7. SHOPPING
Nehmt in Island niemals das Wort “Norwegerpullover” in den Mund! Das sind Islandpullover, die aus Wolle einer besonders zähen Schafrasse gestrickt werden. Und halten daher angeblich viel besser warm als die norwegische Variante.
Auch weg mit Euren Jack Wolfskins und North Faces! In Island trägt man das einheimische Label 66°NORTH (seit 1926), das ebenfalls sehr warm hält, aber leider auch viel kostet. Bei mir hat es für eine Mütze gereicht. Die gute Nachricht: Shopping in Island ist Duty Free. Bei Einkäufen über 25 Euro bekommt man am Flughafen 15 Prozent Mehrwertsteuer zurück erstattet.
In Reykjavik gibt es viele Second-Hand-Shops wie z.B. das Spúútnik, wo man günstigere Islandpullover kaufen kann (die dann wiederum oft aus Norwegen sind) und lauter Hipster-Zeugs.
8. LAVAHÖHLEN
Am Anfang von dieser Tour im Bláfjöll-Gebirge vesteht man nicht so recht, was man hier soll (außer, dass es vielleicht wie auf einer verschneiten Mondlandschaft aussieht). Dann steigen wir in die 3000 Jahre alte Lavahöhle Leidarendi (bedeutet “totes Ende”) ab. Erst 1991 hat man in Island angefangen, solche unterirdischen Lavatunnel zu entdecken, bis heute weiß man von ungefähr 250. Im Winter verwandeln sich die Höhlen in Eispaläste aus Stalaktiten und Stalagmiten. Mit einer Helmlampe ausgestattet, kriecht man teilweise auf dem Bauch durch die Mini-Gänge, um zum nächsten “Raum” zu gelangen. Wenn mal ein Eiszapfen abbricht und auf den Boden knallt, hört sich das an wie kleine Unfälle beim Weihnachtsbaumschmücken. 


9. SCHNORCHELN ZWISCHEN DEN KONTINENTEN
Yeah! Wir sind so glücklich, dass es bei -19 Grad Außentemperatur gleich ins drei Grad warme Wasser geht! Nein, sind wir nicht. Warum wir trotzdem im Winter schnorcheln gehen? Im Pinvellir-Nationalpark verläuft die Grenze zwischen der nordamerikanischen und eurasischen Kontinentalplatte – hier sind die Kontinente mal auseinandergebrochen. Die Silfra-Spalte wurde aufgrund ihrer unglaublichen Sichtweite von bis zu 100 Metern unter die zehn besten Schnorchelplätze der Welt gewählt. 
Der Trockenanzug soll kein Wasser durchlassen. Umziehen muss man sich auf dem Parkplatz.
Das ist die Kontinental-Spalte – von oben eher unspektakulär. Links Europa, rechts Amerika. Sie wird gespeist durch das Schmelzwasser des 50 Kilometer entfernten Langjökull-Gletschers und kommt nach 30 bis 100 Jahren hier perfekt gefiltert an. Wie perfekt gefiltert sieht man aber erst, wenn man unten ist.
Und so sieht es aus, wenn man zwischen zwei Kontinenten schnorchelt. Normalerweise nehme ich für den Blog nur eigene Bilder (das Foto oben ist vom Veranstalter Arktische Abenteuer), aber der volle Akku von meiner Unterwasserkamera ist in weniger als einer Minute leer gewesen – so eisig war das Wasser. Viel bewegen muss man sich in der Spalte aber nicht, denn die leichte Unterwasserströmung zieht Euch mit. Als wir nach etwa 40 Minuten wieder draußen waren (Bild unten), hatten wir Eiszapfen im ganzen Gesicht: ich auf den Wimpern, die Jungs in den Bärten. Da fanden wir uns schon ein bisschen cool.
10. REYKJAVIK
Reykjavik ist die nördlichste Hauptstadt der Welt. Kalt wird es trotzdem nicht. Denn während man in anderen Hauptstädten ein Taxi braucht, um von einer Bar zum nächsten Club zu ziehen, muss man im Laugavegur (tagsüber Einkaufs- und nachts Partymeile) nur die Straße überqueren. Ganz wichtig: Outdoorkleidung im Hotelzimmer lassen! Mädchen schweben hier elfengleich in ihren weißen Pelzmänteln und Riesenabsätzen über dem Schnee und die Männer sehen so aus, als könnten sie einem frisch gefangenen Fisch den Kopf abbeißen, aber auch Wolldecken für die japanischen Polarlichter-Babys besorgen.
Das Cava ist eine angesagte Bar (obere Etage) und Restaurant (untere Etage). Sonst noch coole Adressen in Reykjavik: Kaffibarrinn (alle so fame, dass Fotos nicht erlaubt sind), Micro Bar (hat eine eigene Brauerei), Kaldi Bar (Backsteinwände und Klavier), Laundromat Cafe (Wäschewaschen und Brunchen). 


Mit der Gang von Arktische Abenteuer, die mir Island und noch viel mehr gezeigt haben: Anja und Gardi. Danke! Und erstaunlich: In Island gibt es auch “normales” Fleisch wie Ente (Bild unten).
Das Konzerthaus Harpa ist das neue Wahrzeichen der Stadt. Wem es zu brav ist: Im Phallusmuseum kann man mehr als 280 Penisse aus der ganzen Tierwelt bestaunen. Darauf einen Hot Dog aus der berühmtesten Bude der Stadt: Beajarins Beztu Pylsur.
Flüge nach Island gibt’s mit WOW-Air, der einzigen Lowcost Airline Islands schon ab 59 Euro/Strecke. Die beschriebenen Touren sind bei Arktische Abenteuer direkt auf der Webseite oder in ihrem Büro in Reykjavik zu buchen. Lest hier meine Geschichte über Island im Winter bei BildPlus und hier in der BZ.